Falsche Prioritäten - Deutsche Banken investieren zu wenig in Financial Crime Risk
Der Druck bei der Geldwäschebekämpfung nimmt zu: Effizientes AML (Anti Money Laundering) stellt Finanzinstitute jeglicher Größe vor immense Herausforderungen. Denn EU-Richtlinien sowie nationale Regelwerke werden immer schärfer. Eine Studie zeigt: Oft sind die Bemühungen der Geldhäuser noch nicht ausreichend.
Notgedrungen modernisieren Banken ihre AML-Systeme. Weltweit räumen Finanzinstitute dafür den Risikobereichen Information & Cyber Risk, Operational Risk und Financial Crime Risk (nach abfallender Wichtigkeit sortiert) die höchste Priorität bei Technologieinvestitionen ein.
Soweit die globale Lage. Doch in Deutschland fällt das Investment der Bankhäuser in Geldwäschebekämpfung geringer aus. Sie priorisieren technologische Investitionen vor allem in Regulatory Risk, Information & Cyber Risk und Operational Risk. Financial Crime Risk fällt in der Priorisierung hierzulande auf Platz sechs ab. Das ist ein weiteres Ergebnis der Studie “KYC Trend Report”, die von Fenergo, einem führenden Anbieter von KYC- und Onboarding-Softwarelösungen für Finanzinstitute, durchgeführt wurde. Die Studie untersucht den Status quo sowie Fortschritte globaler und regionaler Banken bei KYC-Prozessen und die damit verbundenen Kosten. Sie wurde in diesem Jahr auch erstmals für den deutschen Markt durchgeführt.
"Deutschland hat ein enormes Geldwäscheproblem, Schätzungen zufolge geht es um 50 bis 100 Milliarden Euro im Jahr. Intransparenz, mangelnde Aufsicht und ineffektive Strafverfolgung begünstigen das”, sagt Rory Doyle, Head of Financial Crime Policy bei Fenergo.
"Um Geldwäsche effektiv zu verhindern, müssen in Deutschland verschiedene staatliche und private Akteure zusammenarbeiten – denn noch wird es der Organisierten Kriminalität viel zu leicht gemacht.”
"Die Folgen der Nichtverhinderung von Finanzkriminalität sind für die betroffenen Finanzinstitute extrem schädlich. In den ersten sechs Monaten des Jahres 2023 verhängten die Aufsichtsbehörden weltweit 157 Millionen Dollar an Bußgeldern gegen Finanzinstitute wegen Verstößen gegen die Geldwäschebestimmungen. Neben dem finanziellen Schaden zahlen die Unternehmen auch einen hohen Preis in Form von Reputationsschäden."
In dem Versuch, die zunehmende Finanzkriminalität einzudämmen, werden in Europa mit der geplanten Anti-Geldwäsche-Behörde AMLA umfassende regulatorische Reformen durchgeführt. In Deutschland wird es eine neue Behörde geben, das Federal Bureau of Financial Intelligence (FBFI), das einen koordinierteren und spezialisierteren Ansatz der deutschen sowie EU-Aufsichtsbehörden bei der Überwachung gewährleisten wird.
“Aufgrund des sich wandelnden regulatorischen Umfelds sind Investitionen in AML-Kontrollen und Optimierungen richtig und wichtig, aber es ist keine leichte Aufgabe, den richtigen Ansatz zu finden, um die Regularien zu erfüllen. Steigende Kosten bei linear skalierenden Ressourcen sind möglicherweise nicht so wirkungsvoll wie die Automatisierung des AML-Prozesses im gesamten Ökosystem einer Bank“.
Die größten Herausforderungen in den derzeit genutzten Transaktionssystemen sind Unfähigkeit zur Skalierung von Transaktionsvolumina, hohe False-Positive-Raten sowie Implementierung neuer sowie die Anpassung bestehender Regeln (nach abfallender Wichtigkeit sortiert). Das ist ein weiteres Ergebnis des KYC Trend Report.
Künstliche Intelligenz und Maschinelles Lernen können dazu beitragen, die Risiken im Bereich der Finanzkriminalität zu mindern. Die meisten Anwendungen fallen auf die Funktionen Regeln und Analysen, Erkennung von Verhaltensweisen und Fall-Management (nach abfallender Wichtigkeit sortiert).
"Banken müssen einen proaktiven Ansatz verfolgen, um ihre Compliance-Prozesse zu stärken“, ergänzt Rory Doyle. "Hier hilft Technologie zur Rationalisierung von Prozessen und zur Gewinnung eines Echtzeit-Risiko-Überblicks für eine effektivere Sorgfaltspflicht sowie zur kontinuierlichen Prävention und Aufdeckung und Verhinderung von Finanzkriminalität. Für Deutschland eine Chance, bei der Bekämpfung von Geldwäsche einen wirklichen Schritt nach vorne zu machen.“